Jeden Morgen werde ich mit einem selbst komponierten Liedchen geweckt. Dank mobilem Audiotool bin ich nun mein eigener DJ. Zum Müsli schnell den gefilterten News-Feed lesen. Jetzt bitte nur aktuelle Nachrichten, Wetter, regionale Verkehrslage. Muss ja gleich los. Zum Kunden, der wasweißichwo wohnt. Aber milox_10 weiß, wohin er mich lotsen muss. Also bleibt noch Zeit, Mails zu checken, den Agentur-Wiki kurz durchzuklicken und den eigenen Status der Welt mitzuteilen. Für die nächsten Stunden wähle ich den Provider Droidstel.
Heute ist Montag. Schnell noch die Wochenbestellung [c) Luxus (=ich erwarte Besuch)] zum Supermarkt meines Vertrauens abschicken. Liefern? Aber bitte erst morgen Abend so gegen 21:30.
Noch schnell zum Klamottenladen im Viertel. Anprobieren? Unnötig. Milox_10 ist mein virtueller Spiegel: Kurz vor das potentielle neue Kleidungsstück gehalten, schon weiß ich, dass mir der Schnitt nicht steht. Vielleicht dieses Oberteil da? Wow, darin sehe ich super aus. Das schicke ich gleich mal Lena, die brauchte doch für irgendwas noch vorzeigbares Foto von mir. Image sent. An der Kasse meinen milox_10 über den Scanner halten: gekauft. Das hätte ich auch von der Badewanne aus machen können, aber ich stehe auf Haptik.
„Das sieht ja…interessant aus…“, sagt die irritierte Verkäuferin mit Blick auf milox_10. Jeder designt sein mobile device ja heutzutage selbst. Mir gefällt mein Gerät, das anscheinend auch optisch vor Diebstahl sicher ist. Ich nehme mein Knurren auf Video auf und vernetze mich mit meinem Musikdienst. Stimmung erkannt: Jetzt besser nicht so viel Beat. Im Auto neue Route wählen. Ein Tastendruck gibt mir und dem nächsten Coffeeshop bescheid, dass ich in fünfeinhalb Minuten einen Chai Latte in der Hand halten werde.
Die Präsentation beim Kunden läuft super. Caro hat mir das Update gemailt, ich vernetze milox_10 mit dem Beamer – los geht’s. Bald muss ich wieder hin. Milox_10 und das Gerät vom Kunden (und ICH soll schlechten Geschmack haben?), synchronisieren sich und finden einen für beide passenden Termin. Mittwoch sind wir beide zufällig in Paris. Der Timeslot passt.
Milox_10 lässt mir von Tim ausrichten, dass er in einer halben Stunde in derselben Gegend sei. Abendessen? Tanzen? Beides! Ich soll die Läden aussuchen. In dieser Straße sollte was zu finden sein. Zeit für Augmented Reality. Wie es wohl dort drinnen aussieht? Einfach molox_10 davor halten. Kann mich im ganzen Club bewegen, ohne dass ich reingehen muss. Sieht nett aus. „Niklas and Verena like this place“. Na dann.
Vorher noch was essen; milox_10 peilt das kleine Restaurant an der Ecke an. Hier gibt es für Abonnenten des „Mobile Dinner“-Dienstes bei realem Erscheinen ne Flasche Sekt aufs Haus. 98% positive Bewertungen. Kein Wunder.
Ich zwitschere mal schnell, dass ich mich schon mal reinsetze. Tim kommt in Begleitung von Sabrina – die hat meinen Tweet bei Facebook gelesen. „Ey, Du siehst ja gar nicht so cool aus wie bei twitter!“. Ich lächle. Ein Knopfdruck. Unfollowed.
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